Trainingszentrum Köln-Dellbrück: Bahnbetrieb im Mikrokosmos

Wer im Trainingszentrum in Köln-Dellbrück einmal falsch abbiegt, kann viel entdecken. Entweder steht man in einem Trainingsraum vor einer Kaffeemaschine, wie sie normalerweise im ICE verbaut ist – aber mit 360-Grad-Blick, um den technischen Aufbau nachzuvollziehen. Alternativ begegnen einem im nächsten Raum eine Reihe von Zugtoiletten, wie sie für gewöhnlich im WC eines ICE zu finden sind. Noch einen Raum weiter lässt sich das geöffnete Dach eines Zuges begutachten, hinter einer der nächsten Türen ist eine Lok der Baureihe 185/189 als Simulator aufgebaut – und neigt sich, wenn gerade ein:e Triebfahrzeugführer:in drin sitzt und fahren übt. Keine Frage: Auf dem 7.200 Quadratmeter großen Gelände sind die wichtigsten Themen rund um das System Bahn in einem Mikrokosmos vereint.

Aus ganz Deutschland reisen Bahner:innen an den Standort am äußersten Rand von Köln, um in einem der modernsten Trainingszentren den Bahnbetrieb zu lernen. Hier sind alle Bereiche von DB Training vertreten: von Berufsausbildung und geförderter Bildung über Fahrzeugführende und Fahrzeugtechnik Infrastruktur und Bahnbetrieb, Consulting & Business Skills, Facilities & Learning Services, IT-Infrastruktur, Betriebliche Ideen und Innovationsmanagement bis hin zum 2022 neu gegründeten New Learning Innovation Hub, den Expert:innen für digitales Lernen im Konzern.

Von Zugbeeinflussung bis Virtual Reality

Markus Richartz und Guido Mengede arbeiten hier als Lernbegleiter. Richartz ist für Seminare und Ausbildungen zuständig. „Ich gebe Seminare und Schulungen zum nationalen Zugbeeinflussungssystem oder zu ETCS (Anm. d. Redaktion: European Train Control System)“, erklärt er. Ab und zu reist er auch nach Frankreich, um das Instandhaltungspersonal zu schulen, das die Zugbeeinflussungsanlagen wartet und repariert.

Sein Kollege Guido Mengede ist seltener vor Ort im Kölner Trainingszentrum anzutreffen. Er ist für die Ausbildung im Bereich Infrastruktur und Bahnbetrieb zuständig. „Wenn ich eine Gruppe von Fahrdienstleiter:innen an ihrem eigenen Standort schulen kann, dann lohnt es sich manchmal mehr, wenn ich anreise, als wenn alle nach Köln kommen“, sagt er. Trotzdem ist Mengede vom Lernumfeld in Köln-Dellbrück begeistert, vor allem vom Lehrstellwerk. Hier schaut er angehenden Fahrdienstleiter:innen oder Eisenbahner:innen im Betrieb bei ihren ersten Schritten im Umgang mit dem Bahnbetrieb mit originalen Signalen über die Schulter. „Das Lehrstellwerk wurde 2018 am Standort Regensburg abgebaut und hier wieder aufgebaut“, erklärt er.

Neben der mechanischen Stellwerkstechnik können angehende Bahner:innen oder jene, die sich weiterbilden oder umschulen lassen, in Köln aber auch mit Hilfe der neuesten Technik lernen. Zum einen finden sich im Lehrstellwerk Augmented-Reality-Übungen, die per QR-Code über ein Tablet abgerufen werden können. Zum anderen befindet sich eine Etage über dem Lehrstellwerk eine fest installierte Virtual-Reality-Anlage. Damit können angehende Eisenbahner:innen im Betrieb virtuell durch die verschiedensten Bahnhöfe Deutschlands fahren und den Umgang mit Signalen und Gefahrensituationen üben.

Lernen in der Zukunft

Mit den modernen Anwendungen und in dem praktischen Lernumfeld wird der Bahn-Nachwuchs in Köln-Dellbrück gut auf die Zukunft vorbereitet. Aber wenn es ums Lernen in der Zukunft geht, haben die Lernbegleiter Markus Richartz und Guido Mengede keinen Zweifel daran, dass die Entwicklung immer weiter in Richtung Digitalisierung gehen wird. Damit gehe aber auch einher, dass Lernende künftig noch eigenverantwortlicher handeln müssten. „Mit Blick auf den Fachkräftebedarf müssen wir die Digitalisierung noch stärker nutzen, um Ressourcen einzusparen. Wir sind als Lernbegleitende gefragt und unterstützen die Lernenden zum Beispiel dabei, wie sie sich Dinge selbst beibringen“, sagt Richartz. Auch wenn ein Großteil des Lehrgeschehens nach der Corona-Pandemie inzwischen wieder vor Ort stattfindet, kann er sich vorstellen, einige Dinge auch künftig online mit einer 360-Grad-Kamera zu erklären. „Das gilt natürlich nicht für komplexe Themen, aber für einfachere Vorgänge, wie etwa die Eingabe von Daten, würde das prima funktionieren.“

Trotzdem schätzen die Lernbegleiter die Anlagen und die Praxisvielfalt im Trainingszentrum. Vor allem, wenn es um sicherheitsrelevante Themen geht. „Es ist unabdingbar, dass man als Azubi auch mal etwas auseinandernehmen und anfassen kann. Nur durch die praktische Übung können wir Fehler für den echten Bahnbetrieb vermeiden, bevor Unglücke geschehen“, sagt Guido Mengede. Das Trainingszentrum ist zwar bereits jetzt eines der größten von DB Training in Deutschland. Trotzdem soll es perspektivisch um einen zweiten Simulator und weitere Trainingsräume erweitert werden, um noch mehr Kolleg:innen in die Welt der Eisenbahn einzuführen.

Einblick in das Trainingszentrum gibt dir dieses kurze Video.

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Text: fischerAppelt

Fotos: DB/FILA